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Beitrag von Kreisstadt Siegburg

 
Viel zu verdanken hat Kaldauen Heinrich Walterscheid, der am 10. April 1945 sein Dorf vor kriegerischen Handlungen durch amerikanische Besatzungstruppen bewahrte. Er wohnte damals im ersten Haus an der Hauptstraße, rechts, gesehen aus Richtung Stallberg. Ein einfacher Arbeiter, damals 52 Jahre alt, nicht groß von Gestalt, der im ersten Weltkrieg als Soldat in Afrika diente, und sich dort wohl einige Brocken Englisch angeeignet hatte. Er erkannte die Gefahr, die den Kaldauern durch einen eventuellen militärischen Einsatz der US-Truppe drohte, das viele zusätzliche Leid, das dieser letzte Kriegstag in seinem Heimatdorf verursachen könnte. Er sah aber auch die Chance, durch beherztes persönliches Eingreifen das Blatt zu wenden, und die Befreiung des Dorfes mit friedlichen Mitteln zu erreichen. Er ging in das eheliche Schlafzimmer, nahm ein weißes Betttuch aus dem Schrank und band es an eine Bohnenstange. Ganz alleine ging er dann über die Schotterstraße zum Sammelplatz der Amerikaner, ungefähr dort, wo heute der Waldfriedhof ist. Es war ein schwerer Gang, denn es drohten ihm Gefahren von zwei Seiten. Zum einen war er nicht sicher, dass die Amerikaner seine friedliche Absicht erkannten, zum anderen konnte ihn jederzeit eine Kugel aus dem Hinterhalt von fanatisch denkenden und handelnden Deutschen treffen. Aber Hein Walterscheid hatte Glück. Er wurde sofort zum amerikanischen Kommandanten vorgelassen und konnte ihm das Angebot der friedlichen Übergabe Kaldauens machen. Dieser zeigte sich offen für diese Lösung, machte aber klar, dass er sofort erschossen würde, wenn deutsche Soldaten oder Partisanen seine Truppe angreifen würden. Walterscheid war einverstanden und setzte sich trotz aller Risiken mit seiner Fahne an die Spitze der einziehenden Truppe, zuerst eine Gruppe von Soldaten zu Fuß hinter sich, danach folgten einige Jeeps und LKW´s, alle Soldaten hatten ihre Gewehre im Anschlag. So ging es über die an mehreren Stellen mit weißen Fahnen „geschmückte“ Hauptstraße, damals noch ein Fahrweg aus Sand und Schotter, bis zur Münchshecke, für Heinrich Walterscheid sicherlich der schwerste Gang seines Lebens. Er trug in diesen 20 Minuten eine große Verantwortung auf seinen Schultern. Er hat sie mit Bravour bestanden und ein großes Zeichen von Zivilcourage gesetzt.

Redaktionelle Hinweis: Dieser Vorschlag wurde analog eingereicht und durch die Redaktion in das Portal übertragen.

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