Beitrag von Janina Bohnert

Wir wähnten uns sicher, sicher im Leben. Wir waren so gespannt auf das Leben mit unserer kleinen Tochter. Doch dann kam alles anders. Vor zwei Jahren ist die Zeit für uns stehen geblieben. Innerhalb eines Tages gab es nichts mehr außer Leere. Mit den fehlenden Vitalwerten, der darauf folgenden Stillen Geburt gab es für uns nichts mehr. Nur noch Leere, Verzweiflung und Wut. Im Krankenhaus noch erreichte uns die Erinnerungsbox der Hope’s Angels Foundation e.V. mit tröstenden Dingen, die uns u.a. an die Liebe zu unserer Tochter und das Elternsein erinnern sollten. Es war schwer für uns, diese Hilfe anzunehmen. Nach unserem Anruf war Birgit Rutz direkt für uns da und wir telefonierten noch im Krankenhaus mit ihr.

Birgit und ihr Team von den Hope’s Angels kümmern sich Tag und auch Nacht so aufopferungsvoll um verwaiste Eltern, wie wir es sind, sodass wir gerne etwas zurückgeben möchten und sie im Namen aller Betroffenen für den Ehrenamtspreis vorschlagen. Birgit ist zu jeder Zeit für uns als Eltern da und hilft uneingeschränkt dort, wo andere vielmals schweigen oder mit Unverständnis auf das Geschehen um das verstorbene Kind reagieren. Hope’s Angels geben Eltern, die sich in einem absoluten Ausnahmezustand befinden, Raum und auch Zeit wichtige Entscheidungen ohne Zeitdruck zu treffen. So unterstützt der Verein die Eltern in  Akutsituationen zudem auch bei lebensbedrohlichen Diagnosen der Kinder und hilft, die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, um den richtigen Weg zu finden. Sie nehmen, wenn nötig, auch die Formalitäten ab, so dass die Eltern ganz für ihre sterbenden/verstorbenen Kinder da sein können. Die Hope’s Angels sind ein wichtiger Anlaufpunkt und geben uns als Eltern mit einem verstorbenen Kind den Halt, den wir brauchen, um nicht unterzugehen. Schon für die Unterstützung bei der Trauerfeier sind wir so unglaublich dankbar. Ohne die Wärme, das Einfühlungsvermögen und die gesprochenen Worte in der Trauerrede wäre es ein Tag in Kälte und Wut geworden. 

Ich als Mama traf über die Hope’s Angels andere Mamas in der Rückbildung für verwaiste Mütter und fühlte mich nicht mehr so allein. Mein Mann konnte sich in der Väterrunde mit Gleichgesinnten austauschen. Wir sprachen intensiv mit anderen Eltern in für uns konzipierten Sitzungen und mit Birgits Hilfe lernten wir, unsere Trauer auszuhalten, uns als Eltern zu sehen und unserer kleinen Maus sichtbar einen Platz zu geben. Nur mit den Hope’s Angels schafften wir den Weg bis heute, können die Welt wieder farbig erleben und spüren wieder festen Boden unter den Füßen. Der Verlust und die Trauer bleiben, aber sie verändern sich. Der Schicksalsschlag vor zwei Jahren hat unser Leben nachhaltig verändert. Die Menschen, die wir aufgrund unseres Schicksals kennenlernten, füllen nach wie vor unser Leben. Genau wie die Eltern, die wir weiterhin kennenlernen und denen wir mit unseren Erfahrungen beistehen können. Auch jetzt und heute sind die Hope’s Angels eine wichtige Institution in unserem Leben und geben uns mit den Angeboten für Mütter, Väter oder Geschwisterkinder einen sicheren Platz, den Verlust unserer Kleinen im Leben anzunehmen und die Liebe zu ihr intensiver zu fühlen, wo es im Alltag manchmal schwierig wird. Hope’s Angels bleiben in unserem Leben unverzichtbar, da wir nie vergessen werden.

Eine weitere Mama aus Siegburg schreibt noch dazu: Bei Birgit und ihrem Team fühlt man sich so angenommen, wie man ist – egal, in welchem Zustand man sich gerade befindet. Durch die Begleitung – auch in den verschiedenen Gruppenangeboten – durfte ich:

• Wieder (Durch-)Atmen

• Aufrecht gehen

• Wieder festen Boden unter den Füßen spüren

• Klar Denken und in eine Struktur zurückfinden, die mir die Möglichkeit gab, wieder Arbeiten zu gehen

• Im Herzen wieder Frieden einkehren lassen

• Wieder zuversichtlich sein

Hope’s Angel Foundation e.V. hat sich im Juli 2016 gegründet und alles hat mit einem kleinen Raum, der einmal im Monat bei den Steyler Missionaren angemietet wurde, angefangen. Als der Bedarf größer wurde und sie einen eigenen Platz brauchten, durften sie 2017 in das alte Pfarrhaus in Braschoss mit einziehen. Hier durfte der Verein wachsen und wurde ein Teil von Siegburg. Gerne sind die Familien in dieses Haus gekommen und viele Trauergruppen fanden im wunderschönen Garten statt. In Kooperation mit dem Verein „Tod und Leben e.V.“ hat Birgit Rutz die jährliche Gedenkfeier am World-Wide-Candlelightning-Day am 2. Dezembersonntag im Jahr in der Trauerhalle auf dem Nordfriedhof gestaltet. Bald schon wurde der Platz dort zu klein und nun findet diese Gedenkfeier in Birlinghoven statt.

Im Jahr 2019 wurde klar, dass die Räume im alten Pfarrhaus in Braschoss zu klein wurden. Da es auch nach langem Suchen keinerlei Möglichkeit größerer Räumlichkeiten in Siegburg selbst gab, zog der Verein im April 2019 in den Kamillenweg nach Sankt Augustin. Weiterhin sind sie auch sozial in Siegburg engagiert, z.B. bei der Siegburger Suppensause und dem Siegburger Stadtfest. Auch gibt es gute Kooperationen mit dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst, den Frühen Hilfe der Stadt und den Siegburger Bestattern sowie dem Steinmetz Markus Weisheit, bei dem 2x jährlich ein Steinmetzworkshop für die betroffenen Familien stattfindet.

Die Arbeit des Vereins wird nicht von öffentlichen Stellen refinanziert und so müssten die Familien die Kosten dafür selbst übernehmen. Der Verein mit seinem interdisziplinären Team trägt sich durch Spenden und Fördergelder und einem enorm großen Teil ehrenamtlicher Arbeit. Es sollte nie eine Familie in einer Akutsituation beim Tod des Kindes unbegleitet sein. Dafür braucht es Menschen wie Birgit Rutz und ihr Team von Hope’s Angel.

Um das Engagement zu würdigen und auch für die Gemeinschaft sichtbar zu machen, möchten wir hiermit Hope’s Angels Foundation e.V. für den Ehrenamtspreis Siegburg vorschlagen.